Ellwangen – Die Geschichte der Hexenverfolgung in und um Ellwangen erkundete vergangen Woche eine Gruppe Interessierter auf Einladung der SPD-Bundestagsabgeordneten Leni Breymaier. Auf ihrer Sommertour mache die Abgeordnete Stopp in Ellwangen, wo sie und ihre Radlergruppe sich vom Leiter des Schlossmuseums Ellwangen, Matthias Steuer, über die dunkle Geschichte aus dem Ende des 16. und im 17. Jahrhundert informierten. Jede zweite Frau und jeder fünfte Mann wurden damals in Ellwangen durch die Obrigkeit aufgrund der Anklage, mit dem Teufel im Bund zu stehen umgebracht. Ausgelöst wurde die Hysterie offenbar durch das häufige Auftreten von Krankheiten, Seuchen, Unwettern und Missernten, die durch Klimaveränderungen verursacht wurden. Zwar war es in Ellwangen schon 1588 zu Hinrichtungen gekommen, die großen Hexenverfolgungen knüpfen sich hauptsächlich aber an die Namen der Fürstpröpste Johann Christoph I. von Westerstetten (1603 bis 1613) und Johann Christoph II. von Freyberg und Eisenberg (1613 bis 1620), berichtete Steuer der Gruppe, die auch Einblick in besondere Räume des Schlosses, wie das so genannte Hexengefängnis und die Folterkammer, erhielt. Verbrannt wurden in Ellwangen keine Menschen zu jener Zeit. Viel mehr galt es als Begnadigung, wenn der Fürstpropst die Hexen und Zauberer durch das Schwert oder den Galgen das Leben nehmen ließ. Einen detaillierten Überblick über Opfer und Täter gibt es deswegen, weil die Bürokratie schon damals bereits sehr sorgfältig war und auf über 700 Metern Akten nahezu alle Fälle dokumentiert wurden. So auch das Schicksal, der jungen Frau Maria Ostertagin, das Mathias Steuer durch Kopie aus der Akte vorstellen konnte. Die Maria Ostertagin war eine weiblich Ostertag, „schon damals wurde gegendert“, stellte Leni Breymaier augenzwinkernd fest. Die Abgeordnete dankte Mathias Steuer für eine spannende und informative Führung sowie dem Geschichtsverein Ellwangen für das große Engagement rund um das Schloss und die Aufarbeitung der regionalen Geschichte. Wer in einer aufgeklärten Welt Zukunft gestalten wolle, der müsse die Vergangenheit kennen, so die Abgeordnete. Interessierte können über die Homepage des Geschichtsvereins Ellwangen (www.gav-ellwangen.de) eine Führung buchen.